Klärung eines oft missverstandenen Begriffs
Coaching ist heute in aller Munde. Coaching ist eine wertvolle Begleitung für Menschen in Entwicklungsprozessen. Leider wird der Begriff inzwischen von vielen missbraucht – auch von solchen, die wenig Ahnung von seriösem Coaching haben. In diesem Artikel zeige ich auf, was echtes Coaching ausmacht und wo die Grenzen zu anderen Professionen, wie der Therapie oder fragwürdigen „Online-Coaches“, liegen.
1. Coaching ist ein Prozess – keine Patentlösung
Echtes Coaching basiert auf einem dialogischen Prozess. Es geht darum, Menschen dabei zu begleiten, ihre eigenen Lösungen zu finden. Es geht nicht darum, fertige Antworten oder Lebensweisheiten zu verkaufen. Ein seriöser Coach gibt keine schnellen Ratschläge, sondern unterstützt mit Fragen, Reflexionen und gezielten Interventionen dabei, neue Perspektiven zu gewinnen.
Coaching ist nicht:
- eine Beratung, bei der fertige Lösungen präsentiert werden,
- eine Therapie, die sich mit tiefliegenden psychischen Themen befasst,
- ein Motivationsseminar, das mit oberflächlichen Erfolgsslogans arbeitet.
2. Die Grundprinzipien eines Coaches
Professionelles Coaching folgt bestimmten Prinzipien. Diese stellen sicher, dass es ein hilfreicher und wirksamer Prozess bleibt. Hier sind die wichtigsten Punkte:
- Anerkennen, was ist
Coaching beginnt bei der Realität des Klienten, ohne zu werten. - Nutzen stiften, Fülle mehren
Coaching soll bereichern, nicht nur Mangel sichtbar machen - Hinhören und duplizieren
Ein guter Coach hört aktiv zu und spiegelt das Gehörte zurück. - Es geht nicht um die eigene Sicht der Dinge
Coaching ist kein Überstülpen der eigenen Meinungen. - Jedes Problem enthält auch eine Lösung
Coaching arbeitet ressourcenorientiert. - Mitgefühl ja, Mitleid nein
Ein Coach unterstützt, ohne sich ins Leid des anderen hineinzuziehen. - Nutze W-Fragen, vermeide aber „Warum?“
Offene Fragen fördern Erkenntnis, statt in Rechtfertigungen zu führen.
Diese Prinzipien zeigen eindeutig, dass Coaching kein Selbstverwirklichungstrip des Coaches ist, sondern ein Raum, in dem Klient:innen sich selbst erkennen und weiterentwickeln können.
3. Coaching vs. Therapie: Wo ist die Grenze?
Oft werden Coaching und Therapie miteinander verwechselt. Die wichtigste Unterscheidung:
- Coaching richtet sich an psychisch stabile Menschen, die bestimmte Ziele erreichen oder Herausforderungen meistern möchten.
- Therapie ist für Menschen gedacht, die mit psychischen Erkrankungen oder tiefen seelischen Belastungen kämpfen.
Glaubwürdige Coaches kennen ihre Grenzen und schicken Klient:innen bei Anzeichen einer psychischen Erkrankung zur entsprechenden Fachperson. Wer als Coach Heilversprechen macht oder in tiefe Kindheitstraumata eintaucht, verlässt die Grenzen des professionellen Coachings und bewegt sich in einem gefährlichen Graubereich, wenn er oder sie keine therapeutische Ausbildung oder langjährig erworbende qualifzierende Fachkenntnisse hat.
4. Das Problem der unseriösen „Online-Coaches“
Und dann gibt es noch die selbsternannten Online-Coaches, die mit marktschreierischen Versprechen locken: „In nur 3 Wochen zum Erfolg“, „Wie du sofort 10.000 Euro im Monat verdienst“ oder „Das Geheimnis der Alpha-Männer“. Diese Menschen verkaufen oft überteuerte Kurse, die wenig mit echtem Coaching zu tun haben.
Merkmale unseriöser Online-Coaches:
- ❌ schnelle, einfache Lösungen für komplexe Probleme
- ❌ Druck („Nur noch 3 Plätze frei!“)
- ❌ manipulative Verkaufstechniken
- ❌ selbsternannte „Gurus“ mit exklusivem Wissen
- ❌ hohe Summen ohne wirkliche Qualifikation
Echtes Coaching hingegen ist ein respektvoller Gesprächsprozess, der auf Wachstum, Reflexion und nachhaltiger Veränderung basiert – nicht auf schnellen Verkaufsstrategien.
5. Fazit
Coaching ist kein Trend, sondern eine Kunst mit zwei Menschen. Ein Coach kann eine wertvolle Begleitung für Menschen sein, die sich selbst weiterentwickeln möchten. Er ist kein Allheilmittel, macht keine Therapie und keine Motivationsshow. Wer ein gutes Coaching sucht, sollte auf ausgebildete Coaches mit klaren ethischen Grundsätzen achten und nicht auf laute Versprechungen im Internet hereinfallen.
Als Coach ist es meine Aufgabe, mich immer wieder an diese Grundprinzipien zu erinnern und meine Arbeit klar von unseriösen Praktiken abzugrenzen. Denn nur dann bleibt Coaching eine kraftvolle, transformative Begleitung für die Menschen, die es wirklich brauchen.